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Am 5. Okto­ber 2023 verlegte der Künstler Gunter Demnig zwei Stolpersteine in der Anger­mün­der Straße. Vor dem Haus Nr. 53 und Nr. 6 in Erin­ne­rung an Wal­ter Blu­men­thal und Joseph Emil Gobitz, die in Auschwitz und Kulmhof durch den Naziterror ums Leben kamen.

Die Perspektive Oderberg e.V. sammelt Spenden für weitere Stolpersteine in Oderberg. Ein Stein inkl. Verlegung durch den Künstler Gunter Demnig kostet 120,00 €.
Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Perspektive Oderberg e.V.
DE63 1705 2000 0940 0302 09 bei der Sparkasse Barnim unter Angabe des Verwendungszwecks "Spende für Stolpersteine". Eine Spendenquittung geht Ihnen zu, wenn Sie uns Ihre Kontaktdaten nennen.

Die Verlegung von weiteren Stolpersteinen ist für den 22.09.2024 geplant.

Für das Jahr 2025 planen wir außerdem die Verlegung einer Stolperschwelle (Kosten ca. 1.500 €) für die Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg, die hier in der Deutschen Sprengchemie, der Verwertchemie Hohensaaten und der Landwirtschaft für den „Endsieg“ schuften mussten. Jeder Betrag ist willkommen!
Die jüdische Familie Kempe wohnte Hermann-Seidel-Str. 7 (damals Wilhelmstr. 7). Richard Kempe, geb. 14. Januar 1885, war reisender Handelsvertreter für Wein, Spirituosen, Wurstwaren und Fleischereibedarfsartikel. Nach der Machtergreifung verweigerte ihm die Oderberger Ortspolizeibehörde die dafür notwendige Reiselegetimationskarte (entspricht heute in etwa einer Gewerbeerlaubnis). Ein jahrelanger Rechtsstreit gegen die Stadt Oderberg folgte, den er 1936 vor dem Bezirksverwaltungsgericht Potsdam gewann.
Bereits 1935 hatte man ihn wegen des Vorwurfs staatsfeindlicher Äußerungen für sieben Tage in Schutzhaft genommen. Richard Kempe und Familie sollten damit zur Auswanderung gezwungen werden. Seine Ehefrau Elisabeth („Lotte“) Kempe, geb. 02. August 1892, war die Tochter des Arztes Ludwig Kempe, dessen Grabstein noch heute auf dem jüdischen Oderberger Friedhof steht. Von ihm hatte sie das Wohnhaus geerbt. Der Sohn Leo Kempe, geb. 25. November 1924, ging in Bad Freienwalde auf die Mittelschule.

Richard Kempe wurde Ende 1938 erneut in Schutzhaft genommen. Als er nach sechs Wochen aus dem KZ Sachsenhausen zurückkam, fasste die Familie sofort den Entschluss die Heimat zu verlassen. Lotte Kempe verkaufte das Haus für 11.700 RM an einen Klempnermeister aus Oderberg. Der Kaufpreis wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt, über das sie nicht verfügen konnte. . Am 21. August 1939 war die Familie in der Innsbrucker Str. 7 Berlin gemeldet. Trotz des unmittelbar bevorstehenden Kriegsausbruches gelang ihnen noch die Flucht nach Großbritannien, von wo aus sie am 19. Dezember 1939 in Liverpool ein Schiff bestiegen, das sie nach Valparaiso/Chile brachte. Im Jahre 1946 erkundigte sich Lotte Kempe bei der Stadt Oderberg nach dem Verbleib des Kaufpreises für das Grundstück. Eine Antwort ist nicht dokumentiert. Alle Konten jüdischer Inhaber waren während des Krieges zugunsten des Deutschen Reiches enteignet worden.