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Am 22. September 2024 wurden auf Initiative unseres Vereins fünf weitere Stolpersteine verlegt.

In der Hermann-Seidel-Straße wird jetzt an Richard, Elise und Leo Kempe erinnert, die im August 1939 als letzte jüdische Familie aus Oderberg vertrieben wurde. Ihnen gelang die Flucht nach Chile, wo alle Familienmitglieder in den 50er Jahren verstarben.

Ein weiterer Stolperstein wurde für Frieda Gobitz verlegt, die in der Angermünder Straße Inhaberin eines Konfektionsgeschäfts war (später als Treppenkonsum bekannt). 1938 zog sie nach Berlin und musste später das Grundstück zwangsweise verkaufen. Sie starb 1941, kurz vor Beginn der Deportationen.

Regina Moser war die Tochter eines jüdischen Frisörs aus Oderberg. Das Haus der Eltern in der Angermünder Straße wurde nach deren Tod veräußert und sie lebte 1932 in Westfalen. 1942 kam sie zuerst in das KZ Theresienstadt und wurde dann im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Die Aktion konnte aufgrund des Engagements der Oderberger Bürgerschaft finanziert werden.

Bereits am 5. Okto­ber 2023 verlegte der Künstler Gunter Demnig zwei Stolpersteine in der Anger­mün­der Straße Nr. 53 und Nr. 6 in Erin­ne­rung an Wal­ter Blu­men­thal und Joseph Emil Gobitz, die in Auschwitz und Kulmhof durch den Naziterror ums Leben kamen.

Wir arbeiten weiter an diesem Projekt. Ein Stein inkl. Verlegung durch den Künstler Gunter Demnig kostet 120,00 €, die Verlegung einer Stolperschwelle ca. 1.500 €. Wünschenswert ist eine Schwelle für die Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkriegs, die hier in der Deutschen Sprengchemie, der Verwertchemie Hohensaaten und der Landwirtschaft für den „Endsieg“ schuften mussten.

Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto: Perspektive Oderberg e.V. DE63 1705 2000 0940 0302 09 bei der Sparkasse Barnim unter Angabe des Verwendungszwecks "Spende für Stolpersteine bzw. Stolperschwelle". Eine Spendenquittung geht Ihnen zu, wenn Sie uns Ihre Kontaktdaten nennen. Jeder Beitrag ist willkommen!
Die jüdische Familie Kempe wohnte Hermann-Seidel-Str. 7 (damals Wilhelmstr. 7). Richard Kempe, geb. 14. Januar 1885, war reisender Handelsvertreter für Wein, Spirituosen, Wurstwaren und Fleischereibedarfsartikel. Nach der Machtergreifung verweigerte ihm die Oderberger Ortspolizeibehörde die dafür notwendige Reiselegetimationskarte (entspricht heute in etwa einer Gewerbeerlaubnis). Ein jahrelanger Rechtsstreit gegen die Stadt Oderberg folgte, den er 1936 vor dem Bezirksverwaltungsgericht Potsdam gewann.
Bereits 1935 hatte man ihn wegen des Vorwurfs staatsfeindlicher Äußerungen für sieben Tage in Schutzhaft genommen. Richard Kempe und Familie sollten damit zur Auswanderung gezwungen werden. Seine Ehefrau Elisabeth („Lotte“) Kempe, geb. 02. August 1892, war die Tochter des Arztes Ludwig Kempe, dessen Grabstein noch heute auf dem jüdischen Oderberger Friedhof steht. Von ihm hatte sie das Wohnhaus geerbt. Der Sohn Leo Kempe, geb. 25. November 1924, ging in Bad Freienwalde auf die Mittelschule.

Richard Kempe wurde Ende 1938 erneut in Schutzhaft genommen. Als er nach sechs Wochen aus dem KZ Sachsenhausen zurückkam, fasste die Familie sofort den Entschluss die Heimat zu verlassen. Lotte Kempe verkaufte das Haus für 11.700 RM an einen Klempnermeister aus Oderberg. Der Kaufpreis wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt, über das sie nicht verfügen konnte. . Am 21. August 1939 war die Familie in der Innsbrucker Str. 7 Berlin gemeldet. Trotz des unmittelbar bevorstehenden Kriegsausbruches gelang ihnen noch die Flucht nach Großbritannien, von wo aus sie am 19. Dezember 1939 in Liverpool ein Schiff bestiegen, das sie nach Valparaiso/Chile brachte. Im Jahre 1946 erkundigte sich Lotte Kempe bei der Stadt Oderberg nach dem Verbleib des Kaufpreises für das Grundstück. Eine Antwort ist nicht dokumentiert. Alle Konten jüdischer Inhaber waren während des Krieges zugunsten des Deutschen Reiches enteignet worden.